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Thema: sie will ein Junge sein

Eröffnet am 10.03.2017 um 20:55 Uhr

freyja
10.03.2017 20:55
Hey,
Ich bin Freyja und seit zwei Tagen 16 :).
Ich hab eine sehr gute Freundin, die diesen Sommer 19 wird.
Sie war hatte schon immer einen anderen Stil gehabt (er männlich). Doch jetzt weiß ich mittlerweile, dass sie ein Junge sein will.
Jedoch weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll. Da sie für mich, wie eine große Schwester war.
Ich weiß auch nicht ganz, was ihre Familie dazu sagen wird und wie ich sie unterstützen kann.
Ich freue mich über einen Austausch.

Liebe Grüße
Freyja

Im Wesen der Musik liegt es, Freude zu bereiten!

-Aristoteles-
Fynn
Peer-Berater(-in) 11.03.2017 20:50
Hallo Freyja,
Ich bin Fynn und Peer-Berater bei Beratung4Kids. Ich gehe selbst den Weg, den deinen Freunde/dein Freund jetzt gewählt habe und kann dir dadurch gerne erzählen wie das für die betroffene Person ist.

Für dich ist denke ich mal wichtig zu wissen, dass die Person immer noch die gleiche ist. Ich kenne nur wenige bei denen sich der Charakter als wesentliches geändert hat. Meiner hat sich eher verstärkt als, dass er sich geändert hat. Am besten gehst du ganz normal mit ihr/ihm um. Denn auch sie/er ist nur ein Mensch und immer noch die Person die du kanntest.
Unterstützten kannst du sie/ihn am besten indem du einfach hinter ihr/ihm stehst. Natürlich ist das nicht immer einfach und auch für dich wird es in der ersten Zeit eine große Umstellung sein. Dennoch solltest du versuchen den Wunsch der Person zu akzeptieren. Habt ihr schon genauer über das Thema geredet? Hat sie/er schon einen Wunschnamen heraus gesucht oder ist sie/er sich noch unsicher? Wenn sie/er schon einen Namen hast, könntest du langsam versuchen diesen zu verwenden, genauso wie die männlichen Pronomen. Damit wird eigentlich am deutlichsten gezeigt, dass man den Wunsch akzeptiert und auch unterstützt.
Das mit den Eltern ist immer einen schwierige Sache, was ja auch bis zu einem gewissen Grad her verständlich ist. Leider kannst du gegen deren Reaktion sehr wenig tun, allerdings könntest du bei dem Gespräch mit dabei sein um als „Stützte“ zu fungieren. Mir persönlich hat es damals sehr geholfen, als meine Ex-Freundin dabei war, weil man einfach ein Rückhalt hat.
Du solltest wissen, dass es nicht schlimm ist, wenn du eine Zeit zum eingewöhnen brauchst und auch in die alten Umgangsformen rutscht. Das ist ganz normal und dafür sollte deine Freundin/dein Freund auch Verständnis haben. Natürlich solltest du das Thema auch nicht zwangsläufig totschweigen, sondern wenn du Fragen hast ruhig fragen. Sie/Er wird dir im Normalfall sagen, wen etwas unglücklich formuliert war. Da reagiert jeder anders drauf.
Was würdest du lieber haben, wenn wir sie/ihn mit weiblichen oder männlichen Pronomen ansprechen, damit du dich wohlfühlst?
Ich hoffe ich konnte dir etwas helfen.
LG Fynn

Fynn
Peer-Berater
Beratung4Kids
freyja
12.03.2017 17:25
Hallo Fynn,
danke für deine Antwort. Ich glaube, dass es besser ist, wenn wir das männliche Pronomen verwenden, dann kann ich mich besser dran gewöhnen.
Ja, wir haben schon darüber intensiv gesprochen. Er hat gesagt, dass er immernoch für mich da sein wird und er lange gebraucht hat, um sich sicher zu sein, dass dieser Weg der richtige für ihn ist. Ich vertraue ihm.
Ja, er hat sich schon einen Wunschnamen rausgesucht. Ich werde versuchen ihn zu benutzen. Aber es ist für mich schwer, dass muss ich ehrlich gesagt sagen.
Das mit seinen Eltern ist so eine Sache. Das Verhältnis zu seinen Eltern ist sehr schwierig.
Ich weiß, dass seine Eltern es nicht akzeptieren werden, obwohl schon fast 19 ist.
Ich weiß nicht, wie es jetzt weitergeht.

Liebe Grüße
Freyja

Im Wesen der Musik liegt es, Freude zu bereiten!

-Aristoteles-
Fynn
Peer-Berater(-in) 13.03.2017 16:38
Guten Tag,
Es ist gut, dass du ihm immer noch vertraust und sich das nicht geändert hat. Das gibt sowohl dir als auch ihm viel Stabilität und Sicherheit. Viele Trans* haben Angst davor, dass Menschen, die ihnen nahe stehen damit nicht klar kommen und dementsprechend gehen, obwohl sich ja kaum etwas ändert.
Ich finde es sehr gut, dass du sagst, dass du seinen Wunschnamen versuchst zu verwenden, das zeigt, dass du ihn auf jeden Fall unterstützt.

Ein schwieriges Verhältnis zu den Eltern ist natürlich eine komplizierte Grundlage, wenn es um dieses Thema gibt und oft kann es Streit geben. Wenn du schon sagst, dass sie es nicht akzeptieren werden, dann ist es natürlich für dein Freund noch schwieriger sich zu outen. Manchmal reagieren die Eltern jedoch anders als man es erwartet. Leider ist das nicht vom Alter abhängig. Man sollte jedoch unterscheiden ob es aus Hass gegenüber der Personengruppe ist oder weil sie vielleicht Angst haben ihr Kind zu "verlieren".

Könntest du vielleicht mit deinen Eltern und ihm reden, dass er zur Not bei euch wohnen kann, wenn die Situation zu Hause außer Kontrolle gerät? Vielleicht nimmt ihm das etwas Druck, wenn er sich outen will, weil er weiß, dass er nicht alleine ist.

Wie genau meinst du, dass du nicht weißt, wie es weiter geht? Oder besser gesagt worauf bezogen. Auf die nächsten Schritte von ihm, eventuelle Veränderungen zwischen euch beiden oder die Situation mit seiner Familie?

LG
Fynn

Fynn
Peer-Berater
Beratung4Kids
freyja
18.03.2017 18:03
Hey Fynn,
Danke für deine Nachricht. Bei mir hat es leider etwas länger gedauert, ich bin etwas im Schulstress.

Ja. Er könnte natürlich sofort zu uns kommen. Meine Eltern sind da sehr tolerant. Zum Glück.
Für mich ist es deswegen schwer, da ich überhaupt nicht weiß, was alles noch kommen wird.
Da es ja auch für mich eine ganz neue Situation ist.
Ich weiß immer noch nicht ganz, was alles jetzt passieren wird.
Er wird immer noch mein Freund sein, aber unser Verhältnis wird sich vielleicht auch ändern.

Liebe Grüße
Freyja

Im Wesen der Musik liegt es, Freude zu bereiten!

-Aristoteles-
Fynn
Peer-Berater(-in) 18.03.2017 18:11
Hallo Freyja,
das ist gar kein Problem immerhin ist es deine Beratung. Du schreibst einfach wann du Lust und Zeit hast. Antworten tue ich doch immer wieder gerne, dafür bin ich schließlich da ;)

Das ist auch für ihn denke ich mal eine sehr große Stütze, weil er dann weiß, dass er auf jeden Fall eine Unterkunft hat, wenn sie ihn rausschmeißen müssen.
Wenn du magst kann ich dir gerne erzählen, wie bei mir das ganze Abgelaufen ist, dann hast du einen kleinen Überblick. Allerdings muss man dazu sagen, dass jede Transperson es in einer anderen Reihenfolge angeht und es auch in den einzelnen Schritten leichte Unterschiede geben kann.

Ob sich das Verhältnis zwischen euch anders wird, kann man so pauschal nicht sagen. Und man weiß auch nie ob es sich nicht vielleicht sogar noch mehr verbessert, was ja durchaus positiv wäre oder ?

Liebe Grüße
Fynn

Fynn
Peer-Berater
Beratung4Kids
MAYkäfer
08.04.2017 20:39
Hallo Freyja,
eine Freundin von mir ist biologisch männlich, aber im Herzen ist sie ein Mädchen. Es ist am Anfang schwierig mit all dem umzugehen, aber man wächst da rein. Ich spreche aus Erfahrung. Ich habe mir die anderen Antworten nicht durchgelesen, aber möchte dennoch gerne antworten.
Ich konnte meine Freundin gut unterstützen, indem ich immer für sie da war, wenn sie mich brauchte. Manchmal braucht sie ein paar liebe, aufmunternde Worte, über die sie sich bei mir dann gefreut hat. Wenn sie/er Unterstützung von dir beim Outing braucht, kannst du nach dem Gespräch mit ihren Eltern bei ihr sein und gemeinsam vielleicht einen Spaziergang machen. Wenn andere Leute sie in irgendeiner Form angreifen, kannst du ihr zur Seite stehen. Ich glaube aber nicht, dass sich an eurer Freundschaft etwas dadurch ändern wird. Es bleibt schließlich die gleiche Person, nur mit einem anderen Aussehen. Ihre Werte verändern sich nicht. Ich glaube, es ist wichtig, dass du für sie da bist und ihr gibst, was sie braucht, aber auch an dich selbst denkst dabei. Das ist ganz wichtig!
Ich wünsche dir und ihr viel Erfolg und hoffe, du nimmst es mir nicht übel, dass ich die ganze Zeit von "sie" gesprochen habe. Ich war mir nicht ganz sicher, wie weit das schon vorangeschritten ist und ob es schon einen neuen Namen gibt.

Viele Grüße
MAYkäfer