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Thema: Drogensucht

Eröffnet am 22.05.2018 um 20:23 Uhr

meciraa
22.05.2018 20:23
Hi,
vorab: ich habe kein passendes Forum gefunden, weshalb ich meinen Beitrag im Gesellschaftsforum poste. Falls ich da falsch liege, bitte ich die Administration meinen Beitrag zu verschieben. (Sofern dies möglich ist).

Ja, wie und wo soll ich anfangen. Ich bin 17 Jahre alt und derzeit sehr verwirrt und k.o. Ich weiß nicht mehr, wie es weiter gehen soll. Vor ca. 1 Jahr habe ich angefangen Cannabis zu konsumieren. Schnell kamen andere Drogen dazu. Erst waren es Amphetamine, dann Kokain, Pepp, Ecstasy etc. Ich habe ein Leben im Rausch geführt. Ich habe oft irgendwelche Sachen eingeworfen. Vorallem am Wochenende, aber auch in der Schule. Alle meine vernünftigen Freunde haben mir gesagt, ich solle mit der Scheiße aufhören und alles was ich gesagt habe war: ich hab alles im Griff " und nun? Nichts habe ich im Griff. Ich habe die Schule vernachlässigt und werde sogar eventuell das Schuljahr wiederholen müssen. Ich habe Freunde vernachlässigt, hab eine gute Freundin verloren, weil sie mir nur helfen wollte, aber ich weiter machen wollte. Ich bin zu dem Entschluss gekommen aufzuhören. Ich habe mich vor 2 Tagen auf die Waage gestellt und wiege nur noch 57,8 KG. Vor 3-4 Wochen wog ich noch um die 70 KG. Ich habe ca. 10 KG angenommen, weil ich immer vollgepumpt war mit irgendwelchen Substanzen, bei denen als Nebenwirkung Appetitlosigkeit entsteht. Ich weiß nur nicht, wie ich anfangen soll. Ich habe immer wieder das Verlangen mir einen zu rauchen, oder etwas anderes zu nehmen. Und wenn ich eins davon mache, denke ich mir: ach komm, das letzte Mal heute " und so wird es weiter gehen. So hab ich es schon einmal probiert. 3 Tage habe ich es ausgehalten. Damals hatte ich mir jedoch keine Hilfe gesucht, diesmal will ich Hilfe und ich will weg davon. Bitte, liebe Administration, liebe User.. Gebt mir Tipps, Tricks, wie ich das Verlangen unterbinden kann. Brauche ich eventuell professionelle Hilfe bei einer Drogenberaterin o.ä.? Ich weiß einfach nicht mehr weiter....

Schönen Abend euch.
meciraa
28.05.2018 22:59
Hi Daniela,
derzeit geht es mir relativ gut. Die Gedanken haben aufgehört, ja. Ich denke zwar ab und zu an den Konsum und den Rausch, weil ich eben nur "positive Rausche" hatte, dennoch spühre ich so ein Unwohlsein, wenn ich daran denke. (Kurze Frage am Rande: seit dem ich aufgehört habe Drogen zu konsumieren, habe ich jede Nacht einen unfassbar interessanten Traum, an dem ich mich am nächsten Morgen sehr erinnern kann. Fast an jedes Detail. Sonst habe ich nie so krass geträumt. Wüsste jemand woran dieses liegen kann? *Erstaunt* )
Ich habe mit meiner Mutter ein, so finde ich es, ziemlich gespanntes Verhältnis. Sie ist sehr neugierig und ein 'Kontrollfreak', was mich sehr nervt, da ich einfach Mal ein wenig Privatsphäre haben möchte. Klar, die bekomme ich auch, aber dennoch kann ich nie sicher davon ausgehen, dass wenn ich zur Arbeit oder Schule gehe, sie in nicht meinem Zimmer schnüffelt. Das macht sie oft (glaub ich, da viele Sachen nicht so liegen, wie sie vor dem Verlassen des Hauses lagen).
Die Fächer die derzeit kritisch sind, sind Gesundheitswissenschaften und Mathematik. In GeWi muss ich sogar noch ein Referat halten, womit ich hoffentlich noch ein wenig rausholen kann.
Ja, eine Klassenkameradin hilft mir und möchte auch gerne beim nächsten Unterricht neben mir sitzen (das hat beim letzten Mal super funktioniert, da sie mir ein wenig erklärt hat).
Ja von Parkour habe ich schon gehört und wird meine ich sogar angeboten in meiner Nähe. Allerdings wird es ziemlich eng, in meinem Zeitplan noch etwas neues einzubinden.
Ah, habs gerade überlesen, aber: mit der Beratungsstelle habe ich mich noch nicht in Kontakt gesetzt. Ich bin mir da noch nicht ganz sicher und so wie sagt man. Nicht so schlüssig (?falls das richtig ist?)

Danke für deine Antwort Daniela.
Gute Nacht.
-meciraa
CharlotteBranwell
29.05.2018 14:25
Hallo meciraa.
Jetzt nehme ich mir erstmal die Zeit, hier zu antworten... bevor noch einige Artikel für die Schülerzeitung anstehen.
Dass du kein besonders gutes Verhältnis zu deiner Mutter hast habe ich erwartet... und ich würde an deiner Stelle sicher auch nicht mit meinen Eltern sprechen. Diese Spannung, das Vorwurfsvolle, kenne ich auch.... obwohl meine Eltern mir sehr viel Freiräume lassen.
Bezüglich Sport: Ich hätte wegen des Kletterns an Bouldern oder etwas in der Richtung gedacht... Vielleicht könntest du etwas sportliches am Wochenende ausüben? Das würde bei dem zeitlichen Problem vielleicht helfen.
Ich hoffe, du kannst das mit deiner Freundin auf irgendeine Art klären.
Wie lange hast du jetzt schon keine Drogen mehr genommen?
Es ist echt gut, dass du Unterstützung von deiner Klassenkameradin hast! Und wahrscheinlich profitiert sie da sogar selbst von, denn ich treffe mich zum Lernen mit leistungsschwächeren Schülern und erkläre ihnen den Stoff, sodass ich es danach auch perfekt beherrsche.
Wieso bist du dir noch unsicher, ob du dich bei der Beratungsstelle melden sollst? (Die Formulierung "Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig" war übrigens richtig)
Liebe Grüße an euch beide!
Charlotte

P.S. Tut mir leid, dass meine Antwort so kurz ausfällt... ich bin mit einer Mitschülerin an unserer Schülerzeitung dran und wir müssen bis morgen noch ca 15 Berichte fertigstellen... (Schlechte Planung *Gedreht* )

Stay strong! Keep going!
Daniela
29.05.2018 17:19
Hallo meciraa,
es freut mich, dass es dir mittlerweile besser geht und die Gedanken nachgelassen haben. *Glücklich*
Und ja, der Cannabiskonsum wirkt sich auf die Intensität der Träume aus. Wie du vielleicht schon weißt, ist unser Schlaf in verschiedene Phasen eingeteilt. Neben der Leicht- und Tiefschlafphase gibt es die sogenannte REM Schlafphase. In der REM Schlafphase verarbeiten wir, was wir am Tag erlebt haben, in Träumen. Doch durch den Konsum wird diese wichtige Schlafphase unterdrückt. Nach dem Entzug beginnt sich die REM Schlafphase wieder zu normalisieren. Da du vorher allerdings fast gar nicht geträumt hast, kommen dir deine Träume jetzt besonders intensiv vor. Das ist also ein völlig normales Symptom des Entzuges. Wenn dir die Träume sehr zu schaffen machen, könntest du sie aufschreiben. Du kannst auch hier von ihnen erzählen, wenn du das möchtest. Ansonsten brauchst du dir aber keine Sorgen darüber zu machen. *Glücklich*

Super, dass du von deiner Klassenkameradin unterstützt wirst! Daumen hoch Und das Referat in Gesundheitswissenschaften wird bestimmt auch gut werden, da bin ich mir sicher. Kennst du schon dein Thema?

Charlotte hat Recht: Bouldern ist auch ein guter Sport! Vielleicht kannst du ja in den Sommerferien einen Parkourkurs beginnen. Oder eben ab und an in die Boulderhalle gehen. *Zwinkern*

Ich schließe mich Charlottes Frage an. Was hält dich davon ab, dich bei der Beratungsstelle zu melden? Auch wenn du jetzt clean bist, könntest du dich dennoch über mögliche Angebote informieren und dich möglicherweise mit anderen Betroffenen austauschen.

Alles Gute und bis bald.
Viebe Grüße an euch beide,
Daniela

Daniela
Teamerin
Beratung4Kids
meciraa
29.05.2018 23:02
Hi Charlotte,
hi Daniela.
9 Tage habe ich keine Drogen mehr konsumiert (auch kein Alkohol oder sowas). Ich weiß nicht, wieso ich mir unschlüssig bin. Und das mit den Bouldern hört und sieht gut aus in Google. Ich werde mal schauen, ob so etwas in meiner Nähe angeboten wird.

Daniela, kann es auch sein, dass neben den "intensiven" Träumen auch Panikattacken/Verfolgungswahn eine Folge des Entzugs sind?
Und ja das Thema meines Referats kenne ich schon. Es ist auch schon fertig. Es sind um die 23 Powerpoint Folien.
Ich hab mir gerade einen Flyer der Caritas heruntergeladen und angesehen. Dort steht das sie die Schweigepflicht sehr ernst nehmen. Ich werde morgen einmal eine E-Mail schreiben und um einen Berarungstermin bitten.
LG meciraa
Daniela
05.06.2018 09:31
Hallo meciraa,
wie geht es dir? Die Foren waren ja über das Wochenende geschlossen, weswegen meine Antwort erst jetzt kommt.
Wie ist es dir in der Zwischenzeit ergangen, gibt es Neuigkeiten? Hast du dich bei der Caritas gemeldet? *Glücklich*

Zu den Angstattacken als Symptom des Drogenentzugs kann ich dir leider nichts sagen. Vielleicht wäre das auch eine gute Frage, die du den Beratern der Caritas stellen könntest.

23 Powerpoint Folien - das hört sich ja nach einem umfangreichen Referat an. Ich drücke dir dafür die Daumen, falls du es noch nicht gehalten hast. Daumen hoch

Liebe Grüße und bis bald,
Daniela

Daniela
Teamerin
Beratung4Kids
CharlotteBranwell
25.06.2018 10:35
Hallo meciraa
Du hast selber schon eine Weile nicht mehr geantwortet, aber ich wollte mich nochmal melden *Lächelnd*
In letzter Zeit ging für mich alles etwas schnell, da blieb gar keine Zeit und Kraft mehr, hier noch aktiv zu sein. Wie du siehst habe ich dich aber nicht vergessen *Seitlich*

Ich finde neun Tage ohne Drogen (und danach ja vielleicht noch mehr) schon einen ziemlich großen Erfolg für dich persönlich - darauf kannst du wirklich stolz sein! Daumen hoch Mach auf jeden Fall so weiter, dass du den Konsum immer so lange wie möglich unterlässt!
Ich würde jetzt mal sagen, die Chancen, dass Bouldern bei dir in der Nähe angeboten wird, stehen relativ gut - sogar hier gibt es eine Boulderhalle und ich wohne eher auf dem Land.
Auch meine Frage (ebenso wie ja Danielas): Hast du dich bei Caritas gemeldet? Wenn ja, wie ist es verlaufen? Bist du zufrieden/einverstanden mit dem, was passiert?

Deine Frage war an Daniela gerichtet, aber mit Panikattacken kenne ich mich auch ein bisschen aus - ebenso wie mit Verfolgungswahn. Da ich selber seit einem halben Jahr an Panikattacken leide, habe ich mich natürlich mal darüber informiert und deshalb kann ich dir weiterhelfen. Ja, auch durch den "Entzug" von Drogen jeder Form - auch Alkohol, Zigaretten etc - kann man Panikattacken bekommen. Das ist zwar verdammt unangenehm, schadet dir aber grundsätzlich nicht. Für Verfolgungswahn gilt das ebenfalls - ich habe mich wegen eines Familienmitglieds darüber informiert und ja, auch Verfolgungswahn kann durch Entzug entstehen. Das sind alles einfach Reaktionen des Körpers auf die Umstellung.

Ich hoffe, dein Referat ist gut gelaufen!
Deine Charlotte *Glücklich*

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