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Thema: Die Schule macht mich kaputt, was soll ich tun?

Eröffnet am 26.05.2020 um 20:18 Uhr

Musikfan07
26.05.2020 20:18
Hallo erstmal, ich habe schon relativ lange Probleme in der Schule: - Ich bin hochbegabt, das klingt jetzt vielleicht arrogant, aber es ist ein Teil meines Problems, deshalb sage ich es. Ich habe Langeweile dort und habe sogar zum Teil das Gefühl, dass ich dort verblöde.
- Meine Mitschüler können es nicht wirklich verstehen, dass ich mich so langweile und sind dann auch nicht wirklich freundlich zu mir. Eine Person hat mir früher immer gesagt, dass ich dumm sei. Das ist zum Glück schon geklärt, aber ich habe eine Angststörung wegen der Person und meinen Mitschülern entwickelt, demnach melde ich mich nicht mehr viel und bekomme schlechtere Noten, was wiederum dazu führt, dass ich keine anderen Aufgaben im Unterricht bekomme, oder überspringen darf. Dann habe ich auch noch Streit mit meiner Französischlehrerin angefangen und den Unterricht verweigert z.B. Bei einer Klassenarbeit ein leeres Blatt abgegeben.
Damit geht es mir wirklich nicht gut, ich war auch schon in einer Behandlung, wegen der Angststörung.
Was soll ich tun?
Philipp
Teamer(-in) 28.05.2020 10:06
Hallo Musikfan,
mein Name ist Philipp und ich mache gerade mein Praktikum im Rahmen meines Studiums bei B4K, wenn du magst, übernehme ich deine Beratung hier.
Zuerst klingt es gar nicht arrogant, wenn du sagst, dass du hochbegabt bist. Das gehört nun einmal zu dir, dafür brauchst du dich nicht zu entschuldigen und außerdem ist das hier eine wichtige Information, wie du schon erkannt hast. :) Wenn du dich im Voraus dafür entschuldigst, dass du „anders“ bist (egal auf welche Art und Weise), schaffst du immer eine Angriffsfläche, die leider oft ausgenutzt wird.
Damit dass du dich als Hochbegabter in der Schule langweilst, bist du nicht alleine, das ist ein bekanntes Problem. Zunächst einmal würde mich interessieren, auf welche Art von Schule du gerade gehst? Wenn du bereits auf ein Gymnasium gehst und dort unterfordert bist, ist es schließlich etwas anderes als in früheren Klassen.
Außerdem wäre es für mich noch interessant, in welchem Alter die Hochbegabung bei dir festgestellt wurde und in welchem Zusammenhang? Also wie es dazu kam, dass du getestet wurdest.

Wie du bereits gesagt hast, bist du nicht dumm – im Gegenteil sogar. Das fehlende Verständnis deiner Mitschüler kann daher kommen, dass sie zum Beispiel neidisch auf dich sind, weil dir alles vermeintlich „leichter“ fällt – auch wenn es in Wahrheit nicht so ist. Aber es ist oft schwierig, sich in die Perspektive anderer hineinzuversetzen. Das ist sicher keine Entschuldigung für negatives Verhalten dir gegenüber, aber vielleicht hilft es dir, wenn du versuchst, die Situation aus der gegenüberliegenden Perspektive zu betrachten. Als Hochbegabter hast du häufig andere Herangehensweisen als andere, was zu Missverständnissen und Konfrontation führen kann, wenn deine Denkweise nicht verstanden wird... Ich denke, du kennst das ;)
Allerdings habe ich schon das Gefühl, dass du sehr selbstreflektiert bist. Schließlich sagst du, du hast den Streit mit deiner Lehrerin angefangen... Also scheinst du ihr nicht die Schuld zu geben. Die leere Klausur hast du dann doch nicht als „Rache“ abgegeben, oder? Welchen Grund hattest du?
Hat dich deine Lehrerin darauf angesprochen?

Magst du auch etwas genauer auf deine Angststörung eingehen? Vielleicht kurz, wie es dazu kam und wie sich das äußert? Wenn du bereits in Behandlung deswegen warst und du dich immer noch schlecht damit fühlst, wäre es vielleicht eine Überlegung, das fortzusetzen? Dafür wäre es natürlich wichtig, dass du mit der Behandlung auch zufrieden warst und das Gefühl hattest, dass es dich weiter bringt.

Das war nun ganz schön viel auf einmal, aber ich denke, dass das wichtig für dein Problem ist. Nimm dir ruhig die Zeit, die du brauchst – ich hoffe, ich konnte dir schon etwas helfen. :)

Ich freue mich auf deine Antwort,
Philipp

Philipp
Praktikant
Beratung4Kids
Musikfan07
29.05.2020 14:53
Danke für die Antwort.
Ich wurde in der zweiten Klasse getestet, weil dort auch schon Langeweile hatte und z.B. Auch besser lesen konnte als andere in meinem Alter.
Ich gehe auf ein Gymnasium. Meine Lehrerin hat es einfach nicht verstanden, dass ich mich so langweile, wenn ich mich doch nur schriftlich beteilige.
Ich wollte ihr einfach nur zeigen wie schlecht es mir geht. Wir hatten deshalb auch ein Elterngespräch, sind aber zu keinem Ergebnis gekommen.
Ich weiß nicht genau wie meine Angststörung entstanden ist. Ich glaube ich habe einfach immer weniger mit Menschen geredet, weil sie nichts mit mir anfangen konnten und ich nichts mit ihnen.
Die Behandlung habe ich abgebrochen, weil ich auch Angst davor hatte und es mir dann noch schlechter ging.
Viele Grüße
Philipp
Teamer(-in) 31.05.2020 14:37
Hallo, ich danke dir auch für deine Antwort.
Dass du so einen schlechten Eindruck von deiner ersten Behandlung hast, ist sehr schade, aber nicht unbedingt ungewöhnlich. Ich gehe davon aus, dass es deine erste „Therapie“ war? Die Harmonie zwischen dir und dem Therapeuten macht viel aus, manchmal braucht es Zeit, bis das passt und Besserung eintritt – Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut. ;)
Deswegen ist es sehr toll, dass du dein Problem hier noch einmal angehst und bestrebt bist, etwas zu ändern!

Hast du dich schon mal erkundigt, ob es in deinem Umkreis eine Schule für Hochbegabte gibt? Ein Schulwechsel klingt erst mal hart, aber du könntest dir das ja mal durch den Kopf gehen lassen. Falls es eine Schule gibt, die darauf spezialisiert ist, bekommst du dort die Förderung, die du benötigst und hast Menschen um dich, die dich verstehen und ähnlich sind.
Wenn eine Hochbegabung so früh festgestellt wird, ist das ja eigentlich gut, weil dies die Möglichkeit gibt, schon frühzeitig zu fördern. Es ist natürlich sehr schade, dass es dazu scheinbar nicht gekommen ist, aber dein Potential ist ja noch das gleiche. Du musst versuchen, das zu nutzen und dich vielleicht auch dafür einzusetzen, dass es dazu kommt.

Wissen die Lehrer auf deinem Gymnasium über deine Hochbegabung Bescheid? Bzw. wurde das auch bei deinem Elterngespräch thematisiert? Dir ist bewusst, dass deine Probleme daher kommen, anderen vielleicht nicht. Deswegen ist es gut, Probleme offen anzusprechen, damit deine Lehrer und Eltern wissen, was sie für dich tun können.
Einen ersten (großen) Schritt zu machen wirkt oft ziemlich angsteinflößend, aber manchmal ist alles nach einem Schritt schon einfacher und dann fallen dir weitere Schritte auch wesentlich leichter.

Beste Grüße,
Philipp

Philipp
Praktikant
Beratung4Kids