anonym - individuell - kostenlos

Thema: Teufelskreis Magersucht, Klinik nicht möglich...

Eröffnet am 20.09.2015 um 16:43 Uhr

dunkelblau
20.09.2015 16:43
Als ich neun war, beschloss ich abzunehmen, damit meine beste Freundin aufhört mich fette Kuh zu nennen. Ich war sehr konsequent und übertrieb es ein bisschen, hatte mit elf Jahren dann starkes Untergewicht und hielt dieses.
Hörte dann mit zwölf Jahren mit dem Leistungssport auf und nahm zu... hatte aber noch immer Untergewicht, wog 41/42kg bei 1.58m. Im September 2013 geriet mein Leben ein wenig aus den Fugen, ich suchte Halt in der Selbstkontrolle und fing im März 2014 richtig an zu hungern. Ich wollte eigentlich nur auf 38kg abnehmen, "um zu gucken, ob ich die Disziplin dazu habe."
Ich aß zwar sehr wenig, war aber auch sehr vorsichtig, im Oktober 2014 erreichte ich dann mein Tiefstgewicht von 37kg, nachdem ich vier Tage nichts gegessen hatte. Meine Mama ging mit mir zum Arzt, diese wollte mich einweisen, aber ich redete mich raus und schaffte es, bis Juli 2015 auf 46kg zuzunehmen... auch, wenn ich zwischendurch immer wieder am Abnehmen und Hungern, aber auch Fressen war.
Diese 46kg war mir allerdings zu viel, jetzt habe ich wieder auf 41kg abgenommen, hänge irgendwo zwischen wochenlangem Hungern und danach einigen Tagen Fressen... Und ich kann einfach nicht mehr, seit Jahren dreht sich in meinem Kopf alles nur um meinen Körper, um Gewicht, um Essen, um Perfektsein...
Ich brauche so dringend jemanden der mich hält, der mir Struktur gibt und auf mich aufpasst, denn ich kann nicht auf mich selbst aufpassen. Meine Freunde und Eltern versuchen ihr Bestes, aber momentan ist die Magersucht zu stark.
Mir wurde zwar im November 2014 Magersucht diagnostiziert, aber ich bin mir ehrlich gesagt überhaupt nicht sicher diese zu haben, da ich zum Beispiel auch normal essen kann. Ja, ich hasse mich danach, aber es ist möglich. Und dann gibt es Phasen, wo ich wirklich fresse, alles was ich in die Finger bekomme, das beläuft sich dann auf 1400 - 2000 Kalorien.
Mein Essverhalten ist durch und durch gestört.
Ich weiß nicht, was ich tun soll :( Ich war in tausenden ambulanten Therapien, die alle nicht geholfen haben, da die nicht wussten was sie mit mir anfangen sollen, ich wusste alles über Ernährung und wenn ich wollte, konnte ich es auch anwenden, aber über 44kg ist bei mir Schluss mit lustig. Wenn ich da war, habe ich mich nie krank gefühlt, nur wie jemand, der eine Diät macht. Habt ihr irgendwelche Tipps, was ich machen könnte, was mir helfen könnte? Ich habe das Gefühl, die ES nur als Druckmittel zu benutzen, damit ich "genug Aufmerksamkeit" bekomme, in Form von Mitleid. Das würde vieles erklären.
In ne Klinik kann ich nicht, Schuljahr ist zu wichtig und sowieso zu weit weg und alles... Das würde alles nur verschlimmern.
Ich bin so wütend auf mich selbst. Anscheinend mache ich meinen Körper, meine Familie und meine Freunde freiwillig kaputt. Kennt das jemand? Kann mir jemand helfen? *Traurig*
Laura_D
Fachbereichsleitung 21.09.2015 17:29
Hallo dunkelblau,

ich bin Laura aus dem B4k Team und möchte dir gerne zur Seite stehen. Erst einmal finde ich es sehr gut, dass du dich mit deinen Sorgen Hilfe holst. Das zeigt, dass du wirklich etwas verändern willst.
Jetzt habe ich ein paar Fragen, die dich hoffentlich nicht allzu sehr abschrecken. Wie immer gilt: du musst keine Fragen beantworten wenn sie für dich unangenehm sind.
Du schreibst, dass du mit 9 begonnen hast abzunehmen. Wie alt bist du denn aktuell und in welcher Klasse? Dein jetziges Gewicht sind 41 kg richtig? Wie groß bist du denn bei diesem Gewicht?
Da hast du ja bis jetzt schon einiges mit deinem Gewicht durchgemacht. Ich finde es wirklich bemerkenswert, dass du es zwischendurch von allein geschafft hast, wieder so viel zuzunehmen. Daran merkst du, wie du auch selber schreibst, dass ein weitestgehend "normales" Essverhalten möglich ist. Das ist doch schon einmal gut! Wenn du dich aber nach einer normalen Mahlzeit dafür hasst, ist das natürlich überhaupt kein schönes Gefühl. Deswegen ist Hilfe von außen ganz ganz wichtig.
Du hattest ja schon ein paar Therapieversuche. Befindest du dich aktuell auch in irgendeiner einer Therapie? Und was spricht alles gegen eine stationäre Therapie? Würdest du gerne einen Aufenthalt in einer Klinik machen, wenn es keine Gründe geben würde, die dagegen sprechen? Oder kannst du dir das gar nicht vorstellen? Also es ist immer so, dass man auch bei einem Aufenthalt in der Klinik zur Schule geht, nur eben dann vor Ort. Dort kannst du Material von deiner Schule bearbeiten und es stehen Lehrer zur Verfügung. Von daher musst du wirklich keine Angst haben, ein Schuljahr zu verlieren. Da gibt es ausreichend Unterstützung und Möglichkeiten. Was schreckt dich sonst noch ab?
Was ich ganz wichtig finde: du musst dir keine Vorwürfe machen, Freunde und Familie damit zu belasten. Es ist gut, dass du nach Gründen für dein Essverhalten suchst und wie du selbst erkannt hast, hat das ganz viel mit dem Wunsch nach Selbstkontrolle zu tun. Aber dass du Freunde und Familie damit kaputt machst, darfst du auf gar keinen Fall denken!
Was mir noch einfällt: war in den Phasen, in denen du viel zugenommen hast, irgendetwas anders als sonst? Ging es dir da besonders gut und gab es einen Unterschied zu den Phasen, in denen du besonders wenig wiegst?
Und wie sieht es generell in anderen Bereichen des Lebens aus? Hast du irgendwelche Sorgen in der Schule, der Familie oder mit deinen Freunden, die deine Essstörung verschlimmern?

So, das war jetzt wirklich ganz schön viel. Nimm dir Zeit über alles nachzudenken, in Ruhe zu antworten und deine Fragen zu stellen.

Ich freue mich, von dir zu lesen!

Liebe Grüße

Laura

Zuletzt editiert am: 21.09.2015 17:50, von: Laura_D


_________________________
Laura
Teamerin
Beratung4Kids
dunkelblau
22.09.2015 16:28
Hallo Laura,
Vielen vielen Dank, dass du geantwortet hast.
Ich bin jetzt 15 Jahre alt und gehe in die 10. Klasse, außerdem bin ich 1.58m klein.
Dadurch, dass ich irgendwie gar keine Kontrolle mehr übers Essen habe und alles in mich reinstopfe habe ich inzwischen wieder auf 43kg zugenommen, was unglaublich schwer schwer schwer zu verkraften ist...
Meine Ärztin meint, mein Körper kann nur nicht mehr darauf vertrauen, dass er morgen noch was zu essen bekommt und will deswegen alles haben. Ich darf nur auf keinen Fall jetzt wieder hungern sondern muss "ihm das erlauben", dann wird er das wieder regeln...
:/ Das beläuft sich so auf 2000 - 2500kcal pro Tag.
Ja, ich befinde mich in einer Therapie. Gegen eine stationäre Therapie spricht vor allem, dass dieses Schuljahr sehr wichtig für mich ist und wir auf vielen Fahrten sind, die ich nicht verpassen will... Aber wenn alle Stricke reißen, würde ich auch in eine Klinik gehen. Ich fühle mich nur dafür vor allem nicht dünn genug, denke eher, dass mich das nur triggern würde... Schließlich habe ich mit 44,0kg schon einen BMI von 17,5 und der ist schnell wieder erreicht, womit die Diagnose ja sowieso ungültig wird.

Als Unterschied zu den Phasen, wo ich sehr sehr wenig gegessen habe, ist mir vor allem in der Schule aufgefallen. Meine Noten waren, wenn ich normal aß und auch sonst mit mir zufrieden war, unglaublich gut, ich musste nicht einmal dafür lernen. Ich war fröhlicher, glücklicher, habe viel mehr unternommen, während ich in den "akuten Phasen" eher apathisch auf meinem Stuhl saß, literweise eiskaltes Wasser getrunken und mich totgewünscht habe.
Wenn ich mich fett fühle (über 44kg) oder sehr viel fresse (so wie jetzt), ist es aber das gleiche wie wenn ich hungere - dass ich total schlecht gelaunt und voller Selbsthass bin, außerdem kann ich keine Motivation für irgendetwas aufbringen.

Ich habe eigentlich keinen Grund, eine Essstörung zu haben. Ich stamme auch nicht aus so einer typischen "Magersuchtsfamilie", wie meine Ärztin gerne betont; falls ich überhaupt noch Magersucht habe, das klingt ja eher nach irgendetwas anderem...
Ich habe darüber nachgedacht, warum ich momentan wieder abnehmen will. Ich glaube, dass es vor allem daran liegt, dass ich das Gefühl habe, irgendwelche Klischees erfüllen zu müssen. Ich fühle mich schrecklich schrecklich fett, was auch gut daran liegen könnte, dass in meiner Schulklasse sehr viele sehr dünne Mädchen (BMI 15 - 16) sind. Für die ist das sicherlich komisch wenn so jemand Fettes wie ich "Magersucht" hat. Es ist mir auch sehr peinlich, über meine Essstörung zu reden und deswegen tue ich es eigentlich nie.
Nur ist immer so eine Grundangst da, dass herauskommen könnte, was mein Gewicht ist, außerdem will ich ständig weniger essen als alle anderen. Ich will einfach nicht, dass sie sich "insgeheim" darüber lustig machen, dass ich so fett bin und behaupte, eine Essstörung zu haben.
Ich habe auch schon seit Jahren Depressionen, die wegen des Hungers (und des nachfolgenden Fressens) wieder sehr schlimm geworden sind *Traurig*
Ich habe momentan vor allem Angst, in eine Fresssucht hineinzurutschen...
Laura_D
Fachbereichsleitung 22.09.2015 17:44
Liebe dunkelblau,

ich freue mich, dass du antwortest :) Vielen Dank, dass du meine Fragen so geduldig beantwortet hast.

Ich sehe das ähnlich wie deine Ärztin, eine erneute Phase des Hungerns ist für deinen Körper sicher das Schlechteste. Durch Zeiten in denen er extrem wenig Nahrung und dann wieder einmal sehr viel bekommen hat, ist er jetzt sozusagen „durcheinander“. Das kann deinen Heißhunger durchaus auslösen. Schaffst du es denn, die Kalorienmenge am Tag zu essen? Ich kann sehr gut verstehen, dass dir das sehr sehr schwer fällt. Wirklich toll, dass du tapfer durchhältst. Dein BMI ist zwar nicht mehr in einem Bereich von starkem Untergewicht, aber doch noch eindeutig untergewichtig. Deswegen solltest du auf jeden Fall noch ein bisschen zunehmen. Wie siehst du dich denn selbst vor dem Spiegel? Am Ende deines Textes hast du die Formulierung „jemand Fettes wie ich verwendet“. Vielleicht hat das in der Therapie schon einmal jemand mit dir gemacht, aber was du einmal versuchen könntest ist, Videoaufnahmen von deinem Körper zu machen. Entweder du stellst deine Kamera irgendwo auf, oder bittest eine Freundin/ jemanden aus der Familie, einmal ein kurzes Video von dir zu drehen, auf dem du dich von allen Seiten anschauen kannst. Das wird auch in der Therapie sehr oft gemacht, damit man sich einmal ein „neutrales“ Bild aus der Beobachterperspektive vom eigenen Körper machen kann.

In was für einer Therapie bist du denn im Moment? Bei einem Psychotherapeuten (also einem Psychologen), oder bei einer Ärztin? Und hilft sie dir im Moment ein wenig, oder eher nicht?

Ich finde es gut, dass du eine stationäre Therapie nicht völlig ablehnst. Dort kann dir sicher geholfen werden, dein Gewicht langfristig zu stabilisieren und ganz intensiv an deiner Körperwahrnehmung zu arbeiten. Außerdem hast du da die Möglichkeit, mit anderen Jugendlichen zu sprechen, die genau verstehen können, wie du dich fühlst. Das kann echt super hilfreich sein. Natürlich ist es sehr schade, wenn du Ausflüge von der Schule aus verpasst, aber gerade am Ende einer Therapie kann es vielleicht möglich gemacht werden, dass du daran wieder teilnehmen kannst :)
Das dich die Situation mit lauter dünnen Mädchen in deiner Klasse belastet, kann ich total gut nachvollziehen. Leider geht ja der „Trend“ immer noch dahin, dass es toll ist, besonders dünn zu sein und oft sieht man sich dann in Konkurrenz zu den anderen. Sind diese Mädchen denn auch mit dir befreundet? Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass es ihnen vielleicht ähnlich geht? Vielleicht möchte die ein oder andere gar nicht so dünn sein, sieht sich aber unter demselben Druck wie du. Stell dir mal vor, jemand leidet genau wie du und traut sich auch nicht, etwas zu sagen. So ein Thema anzusprechen ist natürlich super schwierig und ich verstehe, dass es dir unangenehm ist. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass es dich und auch die anderen entlasten würde, einmal darüber zu sprechen. Wenn du dir das alleine nicht zutraust, kannst du dich da auch an jemanden wenden. Habt ihr vielleicht eine Schulsozialarbeiter/in? Oder so etwas wie Vertrauenslehrer/in? Vielleicht könntest du einmal mit ihnen sprechen und erzählen, dass es in deiner Klasse sehr viele dünne Mädchen gibt und ihr euch so gegenseitig unter Druck setzt. Dann könnte man (und das du das Thema angestoßen hast muss dabei ja gar nicht herauskommen) ja mal einen gemeinsamen Projekttag zum Thema Essstörung machen. Dafür gibt es ein paar Programme, die mit Klassen durchgeführt werden können und allen in deiner Klasse helfen könnten. Schreib mir doch einmal, was du von dieser Idee hältst.

Gibt es ansonsten noch irgendjemanden, mit dem du gerne redest? Eine besonders liebe Freundin, deine Eltern oder hast du Geschwister? Unterstützung zu haben ist immer sehr entlastend.

Ganz viele Grüße

Laura

_________________________
Laura
Teamerin
Beratung4Kids
dunkelblau
22.09.2015 18:05
Hallo Laura :)
Vor dem Spiegel sehe ich mich sehr sehr normalgewichtig. Ich sehe es nicht so, dass ich noch zunehmen muss, auf gar keinen Fall. Durch die hohe Kalorienmenge werde ich aber sicher noch etwas zunehmen.
Das mit dem Video klingt sehr interessant. Ich werde das gleich heute Abend ausprobieren, sobald mein Handy wieder Akku hat... ;)
Ich bin bei einer Psychotherapeutin, sie hilft mir die meiste Zeit eigentlich schon. Es scheitert oft nur an mir, weil ich zu viel Angst davor habe, ihre Tipps umzusetzen. Dazu habe ich noch zu wenig Vertrauen in meinen Körper.
Ja, ich habe auch sehr viele dünne Freundinnen. Ich weiß auch, dass eine sehr sehr dünne Freundin von mir ebenfalls Magersucht hatte und nun dabei ist, sich da rauszukämpfen. Es klappt genauso wie bei mir mal weniger und mal besser gut.
Zwei andere haben einfach einen unglaublich schnellen Stoffwechsel und sind deswegen richtig verzweifelt. *Unsicher*
Ja, wir haben eine Vertrauenslehrerin...
Die Idee ist wirklich toll. Vor allem da ich das Gefühl habe, dass die meisten aus unserer Klasse sehr wenig über Essstörungen wissen. Wir hatten das Thema zwar schon einmal in der 7. Klasse, aber trotzdem scheint da nicht viel hängen geblieben zu sein...
Ich bekomme momentan vor allem Unterstützung von einer ganz besonderen Freundin und meinem Vater. Ich bekomme allgemein sehr viel Unterstützung, aber leider ist es sehr schwer, sich selbst zu akzeptieren wenn man von sich (vielleicht ein falsches) aber schlechtes Selbstbild hat.
Hast du eine Idee, wie ich wieder Vertrauen zu meinem Körper aufbauen und vielleicht sogar lernen kann, mich zu akzpetieren? :/

Ich freue mich auf eine Antwort,
mit lieben Grüßen von dunkelblau
Laura_D
Fachbereichsleitung 23.09.2015 18:17
Liebe dunkelblau,

und hast du das mit dem Video ausprobiert? Wenn du magst, kannst du ja darüber etwas erzählen, davon können sicher auch die anderen User profitieren. Hast du auf den Aufnahmen immer noch das Gefühl gehabt, dein Körper ist normalgewichtig?
Was ich aber schon einmal sehr positiv finde: auch bei der Betrachtung im Spiegel findest du deinen Körper nicht zu dick, sodass du das Gefühl hast weiter abnehmen zu müssen. Aber du hast Angst, dass dieser Gedanke wieder aufkommt, wenn du bald noch etwas zunimmst, richtig?

Gut, dass du Unterstützung bei deiner Therapeutin findest. Wie oft hast du einen Termin bei ihr? Dass du manchmal Angst vor ihren Tipps hast, kann ich verstehen. So eine Therapie ist ja ein sehr langer Prozess und da geht nicht immer alles von heute auf morgen. Kannst du mir für so einen Tipp vielleicht mal ein paar Beispiele geben und sagen, was genau dich an der Umsetzung hindert? Vielleicht fällt uns ja zusammen etwas dazu ein : )

Wenn du magst, kannst du versuchen einmal das Gespräch mit deiner Freundin zu suchen, die ebenfalls gegen ihre Magersucht ankämpft. Gegenseitige Unterstützung und das Wissen, dass man nicht alleine mit seinem Problem ist, sind so hilfreich. Ich freue mich sehr, dass dein Vater und eine Freundin dir zur Seite stehen und du immer mit ihnen reden kannst. Ich habe auch deinen Beitrag mit der WhatsApp Gruppe gelesen. Wie dir ja schon erklärt wurde, ist das leider nicht möglich, ABER austauschen könnt ihr euch ja auch hier im Forum. Dein Vorschlag zeigt, dass du Unterstützung suchst und auch anderen geben möchtest. Das finde ich total positiv, da bist du echt auf dem richtigen Weg.

Wenn du bei deiner Vertrauenslehrerin warst, würde mich sehr interessieren, was sie von deinem Vorschlag hält. Es ist nämlich genau wie du sagst: Nichtwissen ist eine große Gefahr. Vielleicht kann sie da noch einmal eine Infoveranstaltung oder einen Projekttag für deine Klasse organisieren.

Probleme mit dem Selbstbild und der eigenen Akzeptanz, kennen ja fast die meisten Leute. Das ist also erst einmal nichts Ungewöhnliches. Ich denke aber, und so geht es ja auch aus deiner Andeutung hervor, dass dein negatives Selbstbild unbegründet ist. Ich werde mich mal im Internet nach ein paar Übungen etc. dazu umsehen und berichte dann in einer meiner nächsten Nachrichten. Was hat denn deine Therapeutin im Bezug auf Körpergefühl/ Vertrauen in den Körper schon mit dir gemeinsam unternommen?
Und falls das noch jemand liest: habt ihr irgendwelche Tipps, die euch vielleicht geholfen haben?

Viele liebe Grüße von Laura

_________________________
Laura
Teamerin
Beratung4Kids
dunkelblau
27.09.2015 16:57
Ja, das mit dem Video habe ich ausprobiert. Zweimal sogar. Ich war sehr überrascht, dass ich mich darauf nicht "so fett" sah, wie ich manchmal das Gefühl hatte zu sein.
Genau, davor zuzunehmen habe ich verdammt große Angst.

Ich habe 1x wöchentlich einen Termin bei meiner Therapeutin.
Zum Beispiel gab sie mir einmal den Tipp das essen "einfach auszuprobieren", also bewusst auf "alles zu scheißen" und einfach alles zu essen, worauf ich Lust hatte. Das war nicht besonders einfach. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie denkt, dass es einfacher für mich ist, als es ist.

Danke. Ja, ich finde das schade, dass das nicht möglich ist, kann aber den Wunsch nach Erhaltung der Anonymität auch vollkommen verstehen. Und ich finde es wundervoll, dass es ein Forum wie dieses gibt.

Wie gesagt, meine Therapeutin gibt mir oft solche "Augen zu und durch"-Tipps, also Konfrontation. Sehen spüren merken, dass Essen nichts böses ist und dass mein Körper anfangen wird mir zu vertrauen, wenn ich auch ihm vertraue.
Laura_D
Fachbereichsleitung 28.09.2015 13:36
Liebe dunkelblau,

es freut mich, von dir zu lesen. Schön, dass das mit dem Video so gut geklappt hat! Diese Methode ist auch in der Therapie sehr gängig, wenn es um die Körperwahrnehmung geht. Und du hast ja selbst gemerkt, wie es dir geholfen hat. Wenn du also wieder das Gefühl hast, in irgendeiner Form zu dick zu sein, kannst du dir die Aufnahmen noch mal ansehen. Ich habe viele weitere Übungen dieser Art gefunden, allerdings sind die schon so gedacht, dass man sie mit therapeutischer Begleitung durchführt. Hat deine Therapeutin schon mal etwas in diese Richtung mit dir gemacht? Sonst frag sie doch mal danach. Richtig intensiv wird zum Thema Körperwahrnehmung und -vertrauen natürlich bei einer stationären Therapie gearbeitet. Nur, damit du es noch mal im Hinterkopf behälst.
Kannst du deine Angst vor dem Zunehmen weiter beschreiben? Denkst du, es geht dir dabei eher um das Aussehen deines Körpers, oder dem Gefühl des Kontrollverlustes? Oder steht noch etwas anderes im Vordergrund?
Die Hemmungen vor den Tipps deiner Therapeutin kann ich gut verstehen, das klingt echt nicht so einfach umzusetzen, obwohl es eine gute Idee ist. Wenn du das Gefühl hast, sie versteht nicht so recht, wie schwer es für dich ist, darfst du ihr das ruihg sagen. Vielleicht hat sie dann erst einmal leichtere Vorschläge. Und denk nicht, dass du zu schwach oder ähnliches bist weil du ihre Tipps nicht sofort umsetzen kannst. Ich finde es so toll, dass du daran arbeitest und etwas ändern möchtest!
Trotzdem kannst du es immer weiter probieren. Wenn du es schaffst, etwas zu essen, was du sonst nicht essen würdest, kannst du dir selber kleine Belohnungen für dich ausdenken. Dann merkt dein Körper nicht nur, dass Essen nicht schlimm ist, sondern dass er sogar dafür belohnt wird. Zum Beispiel mit einer Freundin ins Kino gehen, eine Folge deiner Lieblingsserie sehen ein Bad nehmen etc. Was machst du denn so in deiner Freizeit, was dir richtig Spaß macht und eine tolle Belohnung wäre?
Wie klappt es im Moment generell mit dem Essen?
Ich freue mich auf deine Antwort :)

Laura

_________________________
Laura
Teamerin
Beratung4Kids
dunkelblau
29.09.2015 17:55
Hallo Laura,
Die Angst vor der Zunahme ist denke ich beides... Zum einen habe ich fürchterliche Angst, die Kontrolle zu verlieren, aber vor allem darüber, dass ich immer weiter zunehme und fett werde.
Deine Vorschläge klingen toll!
Mit dem Essen läuft es im Moment sogar ganz gut, ich habe wirklich Hoffnung, dass ich es diesmal vielleicht sogar ganz da raus schaffe, ohne Rückfall...
Laura_D
Fachbereichsleitung 30.09.2015 18:47
Hallo dunkelbau,

es freut mich sehr zu hören, dass es im Moment gut bei dir läuft :) Erwarte aber nicht gleich zu viel von dir, kleine Rückfälle sind völlig normal. Wichtig ist nur, dass du dir dann immer wieder Hilfe holst und Strategien anwendest, die in de Vergangenheit gut geklappt haben. Vielleicht kannst du dir ja auch mal ein paar Tipps und alles, was dir gut tut, wenn es mit dem Essen mal wieder schwieriger wird, aufschreiben. Ganz einfach auf einen Zettel oder wenn du magst auch in ein schönes Notizbuch. Wenn du es brauchst, kannst du dann ganz einfach nachlesen und musst nicht wieder von vorn überlegen, welche Strategien dir helfen können.
Was hast du denn bis jetzt alles ausprobiert? Und hast du noch einmal mit deiner Therapeutin sprechen können?

Langfristig ist es sicher dein Ziel, deine Angst vor dem Zunehmen zu verlieren. Je mehr du deinem Körper wieder vertrauen kannst und er auch dir, desto weniger wird dich die Angst befallen "fett" zu sein. Arbeite an dem Thema auf jeden Fall weiterhin mit deiner Therapeutin.

Ich freue mich weiter von deinen Fortschritten zu hören und bin natürlich immer für deine Fragen da.

Viele Grüße

Laura

_________________________
Laura
Teamerin
Beratung4Kids