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Thema: Mit 20 Mädchen sein

Eröffnet am 29.06.2017 um 11:21 Uhr

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29.06.2017 11:21
Hallo,
mein Name ist Yannick, ich bin 20 Jahre alt und wohne in einer Kleinstadt in M-V und habe nun schon seit 12 Jahren das Gefühl das ich ein Mädchen sein möchte, habe mich aber nie getraut etwas zu sagen. Vor kurzer Zeit habe ich meinem besten Freund das erzählt und er hat es sehr gut aufgenommen und mir zugehört. Der nächste Schritt wäre es meinen Eltern zu sagen, aber da habe ich große Angst vor. Sie sind sehr verständnisvoll aber ich traue mich irgenwie trotzdem nicht. Mein Problem ist auch, das ich im September eine Ausbildung anfange und nicht weiß, wie das laufen sollte wenn ich nun mich dazu entscheiden würde den Schritt zu gehen und und mich "behandeln" lassen würde. Ich weiß nicht wie ich es meinen Eltern sagen sollte, wie es dann mit meiner Ausbildung aussehen würde, ob ich in der Zeit der Geschlechtsumwandlung lieber zuhause bleiben sollte, also keine Ausbildung anfangen. Des weiteren habe ich Angst, weil ich ja auch schon 20 bin, das ich nach der Umwandlung immer noch sehr Männlich aussehen würde, da ich auch nicht gerade schlank bin. Das sind so die Sachen die mich beschäftigen und auf die ich keine Antwort habe. Ich hoffe das meine Situation verständlich ist und ich vielleicht ein paar Vorschläge bekommen kann, wie ich die Sache angehen sollte und auch gerade, wie ich das mit der Ausbildung vereinbaren kann. Lg
Clara
30.06.2017 17:31
Hallo Yannick!

Ich bin Clara und möchte dich gerne von Seiten des Teams unterstützen.
Es klingt für mich, als hättest du da bereits die letzten 12 Jahre mit dir gekämpft und jetzt den Schritt gewagt, dich deinem besten Freund anzuvertrauen. Da möchte ich dir erstmal ein Kompliment machen: Das finde ich richtig mutig Daumen hoch Und so wie du es schreibst, scheint es sich ja ausgezahlt zu haben, da er sehr verständnisvoll reagiert hat. Was hat er denn gesagt?
Du schreibst, dass du deine Eltern eigentlich auch als sehr verständnisvoll erlebst. Dass du erstmal Angst hast, kann ich gut verstehen. Veränderungen gehen ja oft mit Angst einher. Wovor genau hast du denn Angst? Hast du eine bestimmte Befürchtung, wie deine Eltern reagieren könnten? Was würde es dir denn leichter machen, mit deinen Eltern zu reden? Im Moment wohnst du wahrscheinlich noch mit deinen Eltern zusammen, oder?

Ich kann verstehen, dass du überlegst, wie du die Geschlechtsumwandlung mit der Ausbildung in Einklang bringen kannst. Was für eine Ausbildung wirst du denn machen? Und wenn du von Geschlechtsumwandlung sprichst: Was meinst du denn da konkret? Es gibt ja verschiedene Schritte und Abstufungen. Eine Geschlechtsumwandlung im operativen Sinne erfordert im Vorfeld einige Bedingungen (ein Jahr im anderen Körper leben, Therapie und Gutachten). Aber für das alles stimme ich dir zu, dass der erste Schritt wohl der ist, mit deinen Eltern zu sprechen. Gerne unterstütze ich dich auf dem Weg dahin, wenn du möchtest.

Ich freue mich auf eine Antwort von dir
Clara

Clara
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Beratung4Kids
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01.07.2017 21:28
Hi und danke für deine Hilfe,
du hast noch viele Fragen gestellt und ich hoffe das ich die alle beantwortet bekomme^^
Ich habe Angst meine Eltern zu enttäuschen, das hatte ich auch früher schon bei meinen Zensuren, mir war das egal wenn ich ärger bekomme oder nicht am Pc durfte oder sowas, aber ich habe halt Angst meine Eltern zu enttäuschen. Ich weiß aber ehrlich nicht, was es mir erleichtern würde mit ihnen darüber zu reden und ja, bis ich im September halt meine Ausbildung anfange wohne ich noch bei meinen Eltern, danach wohne ich in einem Wohn Hotel. Meine Ausbildung ist eine 3 Jährige Ausbildung zum Fachinformatiker, 2 Jahre Schulisch und 1 Jahr praktisch. Und mit der Geschlechtsumwandlung meine ich halt, wie du schon geschrieben hast, alles was ich dafür brauche. Psychologisches Gutachten und alles was dazu gehört, daher weiß ich auch nicht wie ich das mit meiner Ausbildung machen soll. Und wie du auch schon meintest sind Veränderungen immer was was Angst macht. Und da wäre es dann einmal die Veränderung von mir selber und dann auch noch die Veränderung in einem komplett neuen Umfeld zu leben (2-3h entfernt von zuhause) und dort dann auch mehr oder weniger alleine zu leben. Ich hoffe das meine Situation so etwas deutlicher wurde.
Mfg Yannick
Clara
04.07.2017 18:36
Hey Yannick!

Ja, das waren wirklich viele Fragen *Verklemmt* Danke, dass du dir so viel Mühe beim beantworten gegeben hast.

Waren deine Eltern denn mal enttäuscht, wenn du schlechte Zensuren nach Hause gebracht hast? Ich kann die Angst verstehen, sie zu enttäuschen. Glaubst du denn, sie wären enttäuscht von dir?
Was sagt denn dein Freund, mit dem du drüber reden konntest? Hat er Ideen?

Du ziehst ja aus für die Ausbildung, Veränderungen können Angst machen, aber sie bieten auch die Gelegenheit für einen "Neustart". Manchmal ist es schwer, sich im gewohnten Umfeld zu verändern, weil alle einen so kennen, wie man ist. Kannst du mit dem Gedanken etwas anfangen?

Liebe Grüße
Clara

Clara
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05.07.2017 10:20
Hi Clara,
ich denke, das mein Vati zum Teil von mir enttäuscht wäre, bei meiner Mutter denke ich das es gehen würde. Meine Mama war halt sehr gut in der Schule und dementsprechend auch mal enttäuscht wenn ich halt nicht so gut war und da ich eher ein 3er Schüler bin, kam das doch schon manchmal vor. Sie haben es nie gesagt, aber man merkt es halt doch schon, das sie etwas enttäuscht war. Ich habe mit ihm jetzt schon länger nicht mehr drüber gesprochen, aber er meinte zu mir, das ich es wohl auch meinen Eltern sagen sollte und das ich sehen muss, ob es mir "das Wert" ist, da das alles doch sehr kompliziert wird, auch mit der Ausbildung dann. So hatte er weiter auch keine Ideen, da er sich mit dem Thema auch nicht wirklich auskennt.
Das mit dem Neustart kann ich verstehen, aber egal was ich jetzt machen würde, ich würde da als Junge ankommen und mit der Zeit dann ein Mädchen werde, und ich denke das ist in einem Fremden Umfeld eher schwieriger für mich, weil ich die Leute nicht so einschätzen kann. Mittlerweile würde ich fast sagen, das es einfacher für mich wäre es meinem jetzigen Umfeld zu sagen, als einem Fremden, bzw. einen den ich nicht so gut kenne.
Als ich mit meinem Freund darüber geredet hatte, hatte ich ihm auch gesagt, das ich überlege erst meine Ausbildung normal fertig zu machen, bevor ich mich mit dem Mädchen da sein auseinander setze. Aber dann wäre ich halt 23 und müsste dann auch nochmal neu anfangen. Es gibt ja leider nicht die Möglichkeit von jetzt auf gleich Mädchen zu sein. Es dauert halt Jahre und ich weiß nicht wie ich das dann unter einen Hut bekommen soll.
Danke für deine Hilfe,
Lg Yannick
Clara
07.07.2017 20:01
Hey Yannick,

ich kann mir vorstellen, dass du auch schon Angst vor der Reaktion deiner Eltern hattest, was die Noten angeht, weil du ja wusstest, dass deine Mutter gute Noten hatte. Dann achtet man auch mehr auf Zeichen von Enttäuschung als vorher. Sie haben das ja nicht gesagt mit der Enttäuschung. Was haben sie stattdessen gesagt?

Klingt so, als wäre es leichter, es erstmal deiner Mutter zu sagen? Und es spricht für eure Beziehung, dass du es leichter findest, es deinem aktuellen Umfeld zu sagen, als Fremden.
Vielleicht kann dein Freund ja mitkommen? Er kennt sich damit zwar auch nicht so gut aus, aber er kennt dich, weiß es und ist ein Freund, der dich unterstützt.

Wenn ich dich richtig verstehe, bist du gerade unsicher, wie du vorgehen sollst, was dir gerade am wichtigsten ist, oder?
Ist das das Anliegen hier in der Beratung, dass wir gemeinsam überlegen, was du in dem Moment gerade willst? Und was sind weitere Anliegen?

Liebe Grüße
Clara

Clara
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11.07.2017 01:46
Hallo Clara,
Naja, meist kam dann halt ein Kommentar von meiner Mama wie zb. "Na ganz toll" oder nur "Na toll."
Ich habe auch vor es meiner Mama zuerst zu sagen und das mit ihr zu besprechen. Mein Freund kann leider nicht mitkommen da er rund 400 km von mir entfernt wohnt, aber ich habe ihn jetzt auch gefragt was er vielleicht machen würde, oder ob er noch eine Idee hat wie ich es ihr am besten sagen kann, vielleicht hat er da ja noch eine Idee.
Momentan weiß ich einfach nicht wie ich meine Prioritäten setzen soll, was wichtiger ist, was ich jetzt machen/haben will, oder was besser für mich ist. Dazu kommt dann auch noch die "Angst" vor der Ausbildung, dem Umzug und dem leben alleine auf eigenen Beinen. Ich habe auch bedenken wegen der Ausbildung, da diese Schulisch ist und Geld kostet, ob ich mir nicht was anderes suchen will wo ich Geld bekomme, aber dafür müsste ich dann noch bis nächstes Jahr warten aber da denke ich das mein Vater auf jeden Fall was dagegen hat. Und zu diesen "Problemen" kommt dann auch noch dazu, das ich lieber ein Mädchen wäre. Was alles nur noch schlimmer macht da, selbst wenn ich mich oute alles so lange dauert und neu ist und ich auch nicht weiß, wie ich das dann alles auf die Reihe bekommen soll.
Und ich wollte schon mal danke sagen, das du mir helfen willst, da es sich auch schon gut Anfühlt das alles einmal los zu werden und es jemanden erzählen zu können, der einen auch helfen kann. *Errötet*
Clara
11.07.2017 20:17
Hallo Yannick,

ich bin gespannt, was dein Freund antwortet! Auch wenn er 400km weit weg wohnt, heutzutage ist man ja trotzdem gut vernetzt und ich finde es toll, dass er dir zur Seite steht.
Wie du schreibst, hilft es ja auch oft schon, wenn man einfach mit jemandem reden kann. Es freut mich, dass es dir hier so geht.

Du schreibst, dass du als erstes mit deiner Mutter reden willst. Vielleicht bekommst du von ihr ja auch neue Impulse zur Frage, was deine Prioritäten sind und wie du das angehen willst. Die Unterstützung deiner Eltern hat ja wahrscheinlich auch einen Einfluss darauf, wie du die nächsten Schritte planen willst, oder?
Hast du schon überlegt, wann du mit deiner Mutter sprechen willst?

Liebe Grüße
Clara

Clara
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14.07.2017 14:16
Hi,
ich habe es heute geschafft mit meiner Mama darüber zu reden, Sie meinte auch, das es am wohl am besten ist, wenn ich auf jeden Fall meine Ausbildung mache. Sie hat es so gut aufgenommen hat aber auch gezweifelt, ob es nun wirklich so ist, ob ich nun eine Frau sein möchte, oder doch nur eher gerne Weibliche Sachen trage, oder einfach mal weiblich sein, so nach dem Motto. Ihr Vorschlag war es nun, die Ausbildung zu machen und nebenbei einen Psychologen schon mal aufzusuchen. Sie ist sich aber auch sehr sicher (ich auch) das mein Vater damit wohl große Probleme haben wird, daher werde ich ihm noch nichts sagen, wenn dann erst wenn ich mit einem Psychologen gesprochen habe. Also wäre das erst ab September/Oktober eine Möglichkeit.
LG
Clara
15.07.2017 12:26
Hey Yannik!

Wie geht es dir denn jetzt, wo du mit deiner Mutter drüber gesprochen hast? Ich möchte dir sagen, dass ich finde, dass du richtig stolz auf dich sein kannst, dass du mit ihr gesprochen hast! *Lächelnd*
Deine Mutter kennt dich ja jetzt auch seit so vielen Jahren als Junge, da war das für sie wahrscheinlich sehr überraschend, sodass sie sich zum einen erstmal an den Gedanken gewöhnen muss und zum anderen natürlich noch nicht sicher ist, wie es jetzt weitergeht. Aber sie scheint dich ja beim weiteren Weg zu unterstützen!

Wie sieht jetzt genau dein Plan aus, was die Ausbildung angeht?
Hast du schon Kontakt zu Psychologen aufgenommen? Da ist die Wartezeit ja oft länger leider.

Liebe Grüße
Clara

Clara
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