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Thema: Geschlechtsidentität

Eröffnet am 23.02.2017 um 05:07 Uhr

Regenbogenjunge
23.02.2017 05:07
Hallo,

ich heiße Clemens und werde "bald" 16. Seit dem ich mich als pansexuell geoutet habe, hat sich eigentlich die Situat mit meiner Familie mütterlicherseits verschlechtert und für jeden aus meiner Familie war es ein riesen Schock, obwohl schon immer feststand, dass ich nicht heterosexuell bin. Mein Opa meinte sogar "ein Glück bist du nicht trans, wie ich es schon vermutet habe" und da ist das Problem. Ich habe mich noch nie wirklich als Junge gefühlt, aber auch noch nie als Mädchen. Es ist so, als stände ich zwischen den beiden Welten. Ich habe nie jemanden davon erzählt aus Angst mein Umfeld noch mehr zu verletzen. Ich habe es nicht mal meinen besten queeren Freunden. Für meine Familie mütterlichseits bin ich eh jetzt schon eine riesen Enttäuschung. Ich bin schon seit Jahren in Behandlung wegen schweren Depressionen bspw. In der Schule wurde ich schon immer "Schwuchtel", "Transe" und ähnliches genannt. Seit meinem Outing als pansexuell wurde es eindeutig stiller, aber es kommt immer noch vor. Mein extrem großer Selbsthass, der daraus entstanden ist, macht die Frage nicht leichter wegen meiner Geschlechtsidentität. Ich habe die Frage immer gemieden, aber desto älter ich werde desto mehr erdrückt sie mich. Ich komme einfach nicht damit klar.

Was bin ich? Gefühlt bin ich weder Junge noch Mädchen und es macht mich irgendwie so fertig. Könnt ihr mir helfen? Ihr seit die ersten, denen ich es erzähle.

LG
Clemens
Ben
23.02.2017 08:24
Hallo,
schön, dass du dich an Beratung4Kids gewandt hast!
Es tut mir leid, dass deine Familie mütterlicher seits, so ein Problem mit deiner Sexualität hat. Wie hat denn deine Familie väterlicher seits reagiert?
Du hast geschrieben, dass du dich selbst weder wirklich als junge, noch als Mädchen fühlst. Damit bist du nicht alleine! Es gibt viele Menschen, die sich nicht den binären Geschlechtern zuordnen können/wollen. Aus deinem Text geht hervor, dass du gesellschaftlich eine männliche Rolle lebst. Hast du mal versucht, wie es sich für dich anfühlt feminin gekleidet zu sein? Vielleicht könntest du das mal alleine zuhause vor dem Spiegel versuchen.
Ich kann nachvollziehen, dass es sehr wehtut, wenn die Familie nicht hinter einem steht. Das wichtigste ist jedoch, dass du dich mit dir wohlfühlt.
Vielleicht schaffst du es ja dich einem deiner Freunde anzuvertrauen. Wenn sie ebenfalls mit dem Thema Queere zutun haben, denke ich dass sie für deine Situation Verständnis haben werden und dich unterstützen, deinen Weg zu finden!
Weiterhin werden das Team und ich dich natürlich auch gerne weiter beraten!

Lg Ben

Ben Luca
Teamer
Beratung4Kids
Regenbogenjunge
24.02.2017 22:18
Hallo,

Tut mir leid, dass ich mich jetzt erst melde und wegen eventuellen Rechtschreibfehlern, aber ich schreibe gerade von meinem Handy.

Mit meiner Familie väterlicherseits verstehe ich ausgezeichnet, vor allem mit meiner Oma. Sie war die erste, bei der ich mich geoutet habe :) Die haben mich nie deswegen schlecht gemacht oder verurteilt und mich sogar unterstützt. Meine Oma wollte auch unbedingt meinen Exfreund kennen lernen und war immer offen ^-^

Ich habe es schon oft getan, mich feminin zu kleiden. Meine Schwester und ich haben die gleiche Kleidergröße. Wir haben oft Klamotten getauscht, seien es Röhrenjeans bis hin zu T-Shirt (Aber wir beide tragen eigentlich nur Basics). Ich habe sehr oft schwarz lackierte Nägel und außerhalb der Schule und dem Training bin ich manchmal geschminkt. Ich habe sogar ein paar meiner Freunde für ihren Abschlussball geschminkt. Sogar im Ballett schminke ich Freundinnen hinter der Bühne. Ich mache auch im das Spitzentraining der Mädchen mit und bin besser als sie geworden. Für dieses Jahr Weihnachten wurde mir schon die Hauptrolle zugesagt, ich bin der beste meines Jahrgangs, aber selbst damit hat meine Familie mütterlicherseits Probleme.

Meine Mum regt sich immer auf, wenn meine Nägel schwarz sind (was schon ein halbes Markenzeichen von mir ist, genau wie meine bunten Haare. Zur Zeit ist es hellgrün). Sie meint, ich soll mich nicht so tuntig gegeben, genauso wie, wenn sie mitbekommt, dass ich mich wieder geschminkt habe.... Sie will es mir immer ausreden und macht sich lustig...

Lg
Clemens
Ben
24.02.2017 22:51
Hallo,
Kein Problem! Du kannst dir beim schreiben soviel Zeit lassen, wie du brauchst! Bzw wenn du grade mal viel um die Ohren hast, ist das auch kein Problem. Das ist deine Beratung und egal wann du schreibst oder wie lange du brauchst werde ich dich nicht fallen lassen und das Team auch nicht!
Ich schreibe auch vom Handy aus, also alles gut ;)

Es freut mich, dass deine Familie väterlicher seits dich so unterstützt! Daraus kannst du immer wieder Kraft schöpfen, wenn es grade nicht so einfach ist.

Wenn ich das richtig verstanden habe, trittst du oft eher feminin auf und scheinst dich dabei auch wohl zu fühlen.
Ich weiß, dass gesellschaftlich erwartet wird, sich in eine Schublade zu stecken und auch, dass es einem selbst Sicherheit geben kann. Aber das ist eigentlich nicht nötig. Hast du vielleicht einen genderneutralen Spitznamen? Ich kenne z. B. eine Person, die sich lange auch keinem Geschlecht unterordnen wollte/konnte. Dabei wurden wir gebeten auf Pronomen zu verzichten. Du könntest deine Freunde oder deine Schwester mal fragen, ob sie das auch versuchen können, um mal zu sehen wie du dich dabei fühlst.

Herzlichen Glückwunsch zur Hauptrolle :) Für welches Stück wirst du diese besetzen?

Ich denke, dass deine Mutter Probleme hat das zu verstehen, da es einfach leider immer noch nicht gesellschaftlich als "normal" angesehen wird. Wahrscheinlich macht sie sich nur Sorgen darum, dass du dadurch Probleme bekommst. Keine Mutter wünscht sich für ihr Kind, unglücklich zu sein. Hast du mal versucht in einer ruhigen Minute mit ihr darüber zu reden, dass das was sie sagt, dich verletzt? Oft können ruhige Gespräche, in dem beide ihre Gefühle beschreiben, die Situation entspannen.
Du bist du und das ist gut so. Du musst dich mit dir wohlfühlen. Keiner hat das Recht dazu dich in eine Richtung zu drücken, in die du nicht möchtest.

Lg Ben

Ben Luca
Teamer
Beratung4Kids
HEY
12.03.2017 00:25
Hi,
villeicht ist klingt das hier ein bischen absurd, aber wie wäre es, wenn wir unsere (deine) Gefühle als eigene Art zu leben ausdrücken, z.B. als Feelingbubble.
Damit du nicht alleine bist kannst du dir (in deiner Vorstellung) Leute in deine Feelingbubble hereinholen, die in vielen Situationen schon mal gleich gefühlt haben wie du.
Nun kannst du mit Leuten aus deiner Feelingbubble, erstmal imaginär und dann real, reden.

Vielleicht hilft dir mein Vorschlag ja,
Tschüss!
Prince_Gumball
19.03.2017 15:37
Hey Clemens :)
Ich bin der/die Jay und lebe seit kurzem als Agender. Ich weiß wie du dich fühlst. Schon mal überlegt als Agender bzw Genderless zu leben um zu gucken ob das zu dir passt? Und da mit deiner Mutter kenne ich zu gut. Meine Mutter hält nicht viel davon. Gut sie ist streng katholisch und es war schon für ihre Mutter/meine Oma eine Gottes beleidigung als ich mir die haare komplett kurz gemacht hab und mich maskuliner gekleidet hab. Und schminken als Junge ist voll ok
Zumal Jungs es manchmal echt besser können als Mädchen :D
Und vielleicht solltest du mal deiner Mutter einen Brief schreiben wenn reden nicht klappt. Als ich in der Klinik war hab ich als ich Zuhause war auch meinen Eltern Briefe geschrieben wenn sie Grade schwierig sind. Vielleicht legt sich das alles.
Meine eltern akzeptieren mittlerweile auch dass ich agender und pansexuell bin :3

Naja viel Erfolg!

You can hate army but not our bangtan.~