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Thema: Essstörung-ich weiß nicht mehr weiter

Eröffnet am 11.12.2016 um 20:04 Uhr

itsmylife
11.12.2016 20:04
Hallo,
Kurz zu mir: ich bin ein Mädchen, 15, gehe in die 10. Klasse eines humanistischen Gymnasium und habe immer größer werdende Probleme mit dem Essen.
 Zu meiner Vergangenheit: ich war bis zu meinem 8. Lebensjahr ein Opfer von häuslicher Gewalt durch meinen Vater. Meine Eltern haben sich dann getrennt, Was zu einem sorgetechtsstreit führte. In diesen Jahren habe ich erfahren, dass Kinder hier keine Rechte haben. Nach 5 Jahren, ich war 12, bin ich zu dem Richter gegangen und habe ihm gesagt, dass er die richtige Entscheidung treffen soll. Ansonsten könne er den Fall morgen in jeder Zeitung in ganz Europa lesen. Und dann haben wir gewonnen. Seitdem habe ich zum Glück keinen Kontakt mehr zu meinem Vater. Er schickt zwar oft spione bei uns vorbei und ich habe bis heute Angst alleine daheim zu sein, aber ich muss nicht mit ihm zusammen leben.
 Als das zu Ende war hat das Mobbing in der Schule angefangen. Das ging zwei jahre so. Ich habe mich deswegen geritzt und musste zur Schulpsychologin. Meiner Mutter habe ich nie davon erzählt.Das Mobbing ging so weit dass einer zu mir auf einer klassenfahrt gesagt hat "spring doch von den klippen, dich vermisst eh niemand". Ich habe auch körperliche gewalt erfahren. Dies führte zu panickattacken. Mich hat das alles stark an meine Kindheit etinnert.
So das war im März dann irgendwann zu Ende. Ich hatte und habe bis heute kaum Selbstvertrauen. Ich hasse mich und meinen Körper. Im April habe ich immer mehr Mahlzeiten verweigert, weil ich abnehmen wollte. Ich habe dann innerhalb von 10 Wochen 14kg abgenommen. War dann bei einem Gewicht von 51kg bei einer Größe von 169cm. Das hat auch ein Lehrer gemerkt, der dann ziemlich gute Gespräche mit mir geführt hat. Nur irgendwann musste er die Schulpsychologin informieren. Dann musste ich wieder zu ihr. Die Gespräche mit ihr haben mir nicht wirklich geholfen. Sie wollte mich dann zwingen zu einer Beratungsstelle zu gehen ansonsten würde sie meine Mutter anrufen. Ich habe meiner Mutter dann alles in einem Brief gebeichtet. Am gleichen Tag habe ich der Schulpsychologin geschrieben, dass ich nicht zu der Beratungsstelle gehen werde und auch ihr nicht mehr vertraue. Sie hat dann meine Mutter angerufen. Meine Mutter hat da sehr schlimm darauf reagiert, weil sie davon sehr getroffen worden ist. Sie hat geschrien du kommst noch in eine Klinik etc. Mein Bruder meinte zu mir Du weißt doch gar nicht was eine Essstörung ist.(die Schulpsychologin hat bei mir eine Essstörung "diagnostiziert"kann man das so sagen?.) 
Ja ich musste dann wieder normal essen. In meinem Kopf waren aber immer noch die Kranken Gedanken. Therapie hatte ich nie weil meine Mutter das ablehnt.
In den Sommerferien dann im Urlaub fände ich mich wieder fett. Ich wollte wieder abnehmen. Ich habe aber nur ein paar meiner leider wieder zugenommen kolossal abgenommen (54kg). Mehr habe ich nicht geschafft. Jetzt seit kurz vor den herbstferien geht es wieder bergab. Ich beschäftige mich nur noch mit dem Thema, bin auf Pro ana Seiten (auch in einer Gruppe und schreib mit einem twin) und esse viel zu wenig und mache viel zu viel Sport. Bis jetzt hat mich noch niemand darauf angesprochen. Nicht mal meine Ballettlehrerin die mich das letzte mal auch angesprochen hat. Der Lehrer mit dem ich geredet habe ist leider weggezogen so da Ss ich auch nicht mehr mit ihm reden kann. Mit der Schulpsychologin will ich nicht reden. Mit meiner Mutter will und kann ich nicht. Zu einer Beratungsstelle kann ich auch nicht.  im Moment bin ich wieder von 58 kg auf 53 runter. In vier Wochen. Für kommende Woche habe ich mir vorgenommen nur Abend Brot zu essen. Ich will unbedingt auf 45kg runter. 
Vor ein paar Wochen hat sich der Verdacht von mir und einer Freundin verfestigt dass eine andere Freundin bulimje hat. Sie hat sehr starke Andeutungen gemacht, etc. Wir haben das unserem klassenleiter erzählt. Der hat mit uns geredet und auch noch Adressen genannt an die wir uns wenden können. Zu mir meinte er dass ich besonders auf mich aufpassen soll(er weiß davon irgendwie). Letzte Woche hat er mich dann mal gefragt ob alles ok ist. Ich habe ja gesagt. Auch wenn nichts ok ist. Meine Freundin triggert mich zusätzlich noch. Ich kann einfach nicht mehr.
 Ich würde sehr gerne mit jemand darüber reden. Aber ich weiß nicht ob ich mit diesem Lehrer reden soll, weil ich auf keinen Fall will, dass er die Schulpsychologin oder meine Mutter informiert. Und wenn ich mit ihm reden sollte, wüsste ich nicht, wie ich ihn ansprechen sollten. Vielleicht können Sie mir ja helfen?
Ich bin im Moment sehr verzweifelt und weiß einfach nicht mehr weiter... Deswegen schreibe ich jetzt hier. Auch wenn ich nicht so wirklich weiß, wie das abläuft mit den antworten und so. Aber ein Versuch ist es wert.
Ich weiß im Moment auch gar nicht, ob ich da raus will, weil so bald ich mal mehresse (wie vor drei Tagen) ritze ich mich, obwohl ich das seit März nicht mehr gemacht habe. Ich habe das vorgestern als Strafe gemacht. Nein esstagebuch hat da auch drunter gelitten weil ich so sauer auf mich war, dass ich so viel gegessen habe ..
Ich hoffe ihr könnt mich verstehen mir etwas helfen. Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen.
 Lg
Dominik
14.12.2016 19:33
Hallo itsmylife,
Ich bin Dominik und möchte dir gern helfen vor allem aber zuhören.
Was ich so raus lese ist bei dir sehr viel Druck da.
Du möchtest gern reden, weißt aber nicht wie oder mit wem.
Für das sind wir da und ich hoffe das ich dir helfen kann.
Es ist ein Kreislauf und wohl sehr stressig. Essen - nicht essen - Gewicht runter trainieren.
Du und dein Körper laufen auf Hochtouren.
Vielleicht solltest du erst mal zur Ruhe kommen. Nicht nur körperlich sondern auch im Kopf.
Diäten oder nichts essen sind keine langfristigen Lösungen - da sich der Körper rächen wird.
Sobald er wieder Essen bekommt wird gebunkert.
Dein Körper sollte sich an regelmäßiges gesundes Essen gewöhnen. Gib ihm Zeit. Du wirst sehen das sich auch das Gewicht einstellt.
Gute Kohlenhydrate verhindern Heißhunger. Langsam Essen - so spürst du auch früher das Sättigungsfühl und kannst den Geschmack des Essens besser genießen.
Sport ist gesund - aber es soll Spaß machen und nicht zum Zwang werden.
Tagebuch führen ist mit Sicherheit nicht schlecht. So kannst du aufschreiben was du isst - wie es dir dabei ging.
Es sind ein paar Vorschläge und ich hoffe das es dir hilft. Du kannst hier jederzeit schreiben wie es dir geht und was dich bedrückt.
Hier ist immer jemand der dir “zuhört“.
Dominik

Dominik
Bewerber (Teamer)
Beratung4Kids
Bewerber sind Personen, die sich als Berater bei Beratung4Kids beworben haben und sich im Auswahlverfahren befinden
itsmylife
14.12.2016 21:19
Hallo Dominik,

Danke erstmal, dass du mir geantwortet hast und dir die Zeit nimmst.
Ja da ist ziemlich viel Druck da. Aber nicht nur von mir, sondern auch von der Gesellschaft. Man muss quasi dünn sein und aussehen wie ein model.

Ja es ist ein Kreislauf. Aber ich will da auch nicht 100%ig raus weil die Essstörung auch viele positive Seiten hat wie zb Disziplin, Kontrolle, das Gefühl wenn man weniger wiegt,...
Ich will mein Gewicht nicht halten. Ich will weniger wiegen. Auf alle Fälle.
Egal wie langsam ich esse, ich esse immer zu schnell.

Bei mir im Kopf findet ein riesen Kampf zwischen der Kranken und gesunden Stimme statt. Das beginnt morgens wenn ich aufwache und endet abends wenn ich einschlafe. Oft begleitet er mich auch in meinen träumen. Es ist ein 24/7 Job...

LG
Ich weiß gar nicht, ob ich normal sein/werden will. Der kranke Teil glaub ich nicht.
Dominik
15.12.2016 07:23
Guten Morgen itsmylife,
Leider zeigt die Modewelt nur Schlankmodells, und die Gesellschaft denk DAS sei normal. Dies ist weder normal noch gesund. Der Druck von außen ist wohl oft noch schlimmer als der, den man sich selbst macht.
“Halb“ gesund sein gibt es leider nicht. Nur noch mit etwas Essstörung leben, geht nicht. Denn dann bleibst du immer in dem Kreislauf.
Disziplin und vor allem Kontrolle abgeben - einfach loslassen - ist bestimmt nicht einfach. Jedoch wenn der wunde Punkt mal überschritten ist - und du siehst und merkst - das du mit “normalem“ Essen und “normaler“ Aktivität nicht dick wirst - dann erst lebt es sich ungezwungen und unkompliziert. Sehnt sich nicht jeder nach einem UNGEZWUNGENEM Leben? Ohne Stress und Druck.
Einfach SEIN und Leben. Das Essen genießen können ohne Reue.
Ich versteh das du dir das jetzt noch nicht vorstellen kannst. Denn wenn man erst mal in dem Kreislauf gefangen ist, ist es unvorstellbar, das ALLES aufzugeben.
Auch wenn einem selbst bewusst ist dass das Ganze einfach nur stressig ist. Man kommt so nie zur Ruhe, aber man selbst hat die Kontrolle.
Wichtig wäre, vielleicht einfach mal den ersten Schritt zu wagen und zu beobachten wie es einem dabei geht. Rückfälle sind nicht schlimm, aber man sollte sich nicht aufgeben und am Boden liegen bleiben. Immer wieder aufstehen und kämpfen. Denn auch das wird ein Kampf, aber man kann es schaffen.
Du kannst es schaffen und ich glaub nicht das du wirklich in dem Käfig bleiben möchtest. Denn wer ist schon gerne eingesperrt.
Du hast Angst - denn du weißt nicht was passiert wenn du die Kontrolle abgibst und einfach mal vertraust. Vertrauen, das nichts passiert wenn du dich mal auf eine “gesunde“ Ernährung mit “gesunder“ Aktivität einlässt.
Du hättest nichts zu verlieren, denn zurück kannst du immer.
Möchtest du es nicht mal testen und schauen wie es dir geht. Ohne Zwang und eigenem Druck zu Leben?
Was dir die Werbung zeigt ist nicht normal und nicht gesund. Und Fotos von Modells sind teilweise nicht mal echt.
Ich hoffe das du verstehst was ich sagen möchte und du dich vielleicht einfach mal darauf einlassen kannst.
Du kannst mir auf jeden Fall schreiben was dich bedrückt.

Dominik

Dominik
Bewerber (Teamer)
Beratung4Kids
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