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Thema: Outing

Eröffnet am 13.06.2016 um 19:49 Uhr

Riri
13.06.2016 19:49
Hallo, ich bin 13 Jahre alt. Auch wenn das noch relativ jung ist, weiß ich schon seid einigen Jahren das ich lesbisch bin. Ich hatte auch schon eine 1 1/2 jährige Beziehung mit einem Mädchen, aber alles ziemlich "versteckt". Seid Anfang des Jahres mache ich mir nun Gedanken, über das Thema Outing. Nach langem überlegen habe ich mich meiner Schwester und ein paar Freunden (überwiegend ebenfalls Homosexuelle) gegenüber geoutet. Sie haben alle positiv reagiert (was mich ziemlich glücklich macht). Ich würde mich aber auch gerne, meinen Eltern gegenüber Outen. Ich weiß zu 100%, dass sie nicht negativ reagieren werden. Aber trotzdem habe ich keine Ahnung, wie ich es ihnen erzählen soll. In letzter Zeit kommen von meiner Mutter aus oft aussagen wie: ,,In deinem alter habe ich mich schon so viel nach Jungs umgeschaut, warum du nicht?" oder auch ,,wann bringst du den deinen ersten Freund mit nachhause?" etc. Ich versuche momentan diesen Fragen "auszuweichen", aber irgendwann muss ich mich ihnen eh stellen. Meine Klasse ist (überwiegend die Jungen da sie noch nicht sehr reif sind) gegenüber Homosexuellen sehr negativ eingestellt. Aber deren "Reaktion" währe mir relativ egal dah ich weiß wer zu mir hält. Aber ich möchte mich gerne (vor allem meinen Eltern gegenüber) outen. Nun währe meine Frage, ob ihr mir ein paar Tipps zum Thema Outen geben könntet? Zum Beispiel wie ich da Thema anschneiden sollte.
Im Voraus schon einmal Danke!
lg Riri
Harald
Teamer(-in) 14.06.2016 00:20
Hallo Riri,

ich bin Harald und ich möchte versuchen, Dir bei Deinem Outing ein bisschen weiterzuhelfen.

So wie Du das schreibst, bist Du Dir ja ziemlich sicher, dass Du lesbisch bist und auch, dass Du Dich Deinen Eltern gegenüber outen möchtest. Du weißt nur noch nicht so richtig, wie.

Es ist aber schon mal schön zu lesen, dass Du Dir sicher bist, dass Deine Eltern nicht negativ reagieren werden - damit hast Du natürlich in Deiner Familie schon mal einen tollen Rückhalt, falls es irgendwann aus dem Kreis Deiner Klassenkameraden doch mal negative Reaktionen geben sollte.

In jedem Fall solltest Du Dir aber überlegen, ob Du es Deinen Eltern gemeinsam erzählen willst oder lieber nacheinander. Das hängt halt so ein bisschen von Eurem Verhältnis zueinander ab. Ich hatte mich damals zum Beispiel nur bei meiner Mutter geoutet - und sie hat es dann meinem Vater erzählt …

Und vielleicht kannst Du Dir ja auch überlegen, ob Du Deine Schwester, die damit ja kein Problem hat, zur „Unterstützung“ mit dazu nimmst - dann ist es vielleicht nicht ganz so schwer als wenn man das alleine macht.

Den richtige Zeitpunkt für ein Outing kann man natürlich nie so genau bestimmen - und auch aus der Ferne ist das nicht so einfach. Aber vielleicht wäre es ja denkbar, wenn Du eine der Fragen Deiner Mutter nach einem Freund einfach mal zum Anlass nimmst, das Thema anzuschneiden?

Vielleicht mit einer Gegenfrage wie „Weiß nicht, bis jetzt war noch keiner dabei. Und vielleicht wird’s ja auch eine Freundin?“ Dann siehst Du ja schon mal, wie sie so darauf reagiert und kannst dann entsprechend weitermachen oder erst mal wieder ablenken.

Meinst Du, das wäre eine Möglichkeit?

Ich freue mich wieder von Dir zu hören - und vielleicht gibt es ja noch andere hier, die vor der gleichen Situation standen und die erzählen können, wie sie es ihren Eltern erzählt haben?

Viele Grüße,
Harald

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Harald
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Bewerber sind Personen, die sich als Berater bei Beratung4Kids beworben haben und sich im Auswahlverfahren befinden
Riri
14.06.2016 19:34
Erst einmal danke für die schnelle Antwort. Ich würde mich erst meiner Mutter gegenüber Outen und danach meinem Vater gegenüber da meine Eltern getrennt sind. Was meine Schwester angeht, sie hat kein gutes Verhältnis zu unseren Eltern und wohnt auch 2 1/2 entfernt. Ich möchte es meiner Mutter auch am liebsten schnell und ohne viel Rumgefrage erzählen aber ich weiß das sie sehr viel Fragen wird... Und ich weiß ja das sie es nicht schlimm findet sie hat ja auch schon mal gesagt das es nicht schlimm währe, wenn ich lesbisch bin. Ich habe ja auch keine Angst mich vor meiner Mutter zu Outen, aber ich weiß halt einfach nicht wie.
Harald
Teamer(-in) 14.06.2016 21:10
Hallo Riri,

schön wieder von Dir zu lesen.

So wie ich das verstehe, geht es Dir jetzt eigentlich nur noch um die passende Gelegenheit, wie Du es Deiner Mutter erzählst.

Eine Möglichkeit wäre ja - wie schon geschrieben - auf eine ihrer Andeutungen wegen eines Freundes einzugehen und ihr zu erklären, dass das in Deinem Fall wohl eher eine Freundin werden wird.

Sitzt Du mit Deiner Mutter ab und zu mal gemeinsam vor dem Fernseher? Auch da ergibt sich vielleicht mal die Gelegenheit, wenn ein schwules oder lesbisches Paar in einem Film vorkommt.

Oder Du erwähnst es einfach mal so nebenbei, zum Beispiel beim Mittag- oder Abendessen: „Du, was ich Dir die ganze Zeit schon mal sagen wollte …“

Könntest Du so etwas vorstellen?

Viele Grüße,
Harald

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Harald
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Riri
14.06.2016 21:45
Ja an so etwas in die Richtung, habe ich auch schon gedacht. Das Problem ist nur das wenn ich es so "beiläufig" erwähne, wird meine Mutter mir einfach nicht zugehöhrt haben, oder mich mit Fragen durchlöchern... Ich habe ja auch schon des Öfteren Andeutungen gemacht, aber die hat sie nie wirklich bemerkt.
Harald
Teamer(-in) 15.06.2016 16:37
Hallo Riri,

so wie Du schreibst, scheint dein Outing über ein beiläufiges Gespräch offensichtlich nicht zu funktionieren.

Dann bliebe natürlich noch die radikale „Holzhammer-Methode“ - Du sagst es ihr direkt und unmissverständlich: „Mama, ich bin lesbisch.“ Ich hatte aber den Eindruck, dass das nicht unbedingt das ist, was Du machen willst. Zumal man sich da auch immer die Frage stellt, ob das eine so gute Idee ist - das klingt ja irgendwie immer nach „Geständnis“ … und zu gestehen gibt es da ja eigentlich nichts. Vielmehr willst Du Deine Eltern ja an Deinem Leben teilhaben lassen - und das ist ja ganz was anderes …

Von daher könnte evtl. auch noch eine andere Variante in Frage kommen: ein Brief. Der würde bei Deiner Mutter natürlich die notwendige Aufmerksamkeit bekommen - und Du könntest Dir in Ruhe überlegen, wie Du ihr das schreiben willst und was Du vielleicht noch alles zu dem Thema sagen willst ohne dass Du durch die Reaktion Deiner Mutter unterbrochen wirst. Und Deine Mutter hat die Chance, das Gelesene erst einmal „zu verdauen“ bevor sie sich dann mit Dir darüber unterhält.

Wäre das vielleicht eine Alternative für Dich?

Ich bin auf Deine Meinung dazu gespannt …

Viele Grüße,
Harald

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Harald
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Riri
16.06.2016 21:34
Ja ich möchte es meiner Mutter ja nicht "beichten". Im Endeffekt möchte ich ja nur das sie A) bescheid weiß und nicht überrascht ist wenn ich mal ein Mädchen mit nachhause bringe und B) Sie mich nicht mehr nach Jungs fragt und ich insgesamt offen damit umgehen kann. Da meine Mutter es immer doof findet, wenn man etwas schriftlich mitteilt wird das wahrscheinlich nicht die beste Idee sein. Nachdem ich die verschiedenen Möglichkeiten nun kenne denke ich, ich werde so eine Mischung versuchen. Wenn sie mal wieder fragt was mit mir los ist, und dann so etwas wie "sind die Jungs doof" oder so kommt werde ich einfach sagen ne die Mädchen oder etwas Inder art. Ich hoffe das das klappt.
Harald
Teamer(-in) 16.06.2016 23:29
Hallo Riri,

das klingt doch nach einem Plan ... *Lächelnd*

Ich drücke Dir die Daumen, dass es so klappt, wie Du Dir das vorstellst und Du bald die passende Gelegenheit findest.

Du kannst ja mal berichten, wie es gelaufen ist, wenn Du es Ihr gesagt hast - das hilft dann bestimmt auch anderen Lesern hier weiter.

Ich drücke Dir die Daumen und wünsche Dir viel Erfolg dabei. Daumen hoch

Viele Grüße,
Harald

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Harald
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Riri
22.06.2016 20:00
Das ging dann doch deutlich schneller als gedacht. Meine Mutter Kam nachts als ich mal wieder nicht schlafen konnte,in mein Zimmer und hat mich gefragt was los sei. Nach langen rumgefrage meiner Mutter habe ich es ihr dann endlich erzählt. Auch wenn ich es nicht wollte (es gibt ja auch eig keinen Grund) musste ich anfangen zu weinen. Meine Mutter hat mich sofort in den Arm genommen, und gesagt das dass doch überhaupt nichts schlimmes ist und ich nicht weinen brauch. Als ich dann wieder realativ aufgehört hatte zu weinen, hat sie nur zwei Sachen gefragt: Ob ich verliebt bin und ob ich eine Freundin habe. Danach hat sie nur noch gesagt das sie mich liebt egal zu welchem Geschlecht ich mich hingezogen fühle und immer für mich da sein wird. Ich bin wirklich froh das sie es so gut aufgenommen hat.lg riri
Harald
Teamer(-in) 22.06.2016 21:48
Hallo Riri,

das freut mich zu lesen. *Lächelnd*

Dann war es jetzt im Endeffekt doch schneller und vielleicht auch einfacher als gedacht. Schön, dass Deine Mutter so toll reagiert hat. Besser hätte es ja eigentlich nicht laufen können.

Hast Du denn noch weitere Fragen dazu, über die wir sprechen sollten?

Viele Grüße,
Harald

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Harald
Teamer
Beratung4Kids
Riri
22.06.2016 22:20
Nein momentan nicht. Wenn Ich doch noch fragen habe, stel Ich sie hier aufhedenfall. Danke für die tolle Beratung ich habe euch auch meiner Schwester empfohlen. Lg riri